Gedichte - Einblicke - Gedanken
Hans Theil | hans.theil@online.nl
Mit offenen Augen

 

 

Fenster zur Straße

  

Im Fenster zur Straße

ein müdes Gesicht,

gezeichnet vom Leben

erkennst du es nicht?

  

Im Fenster zur Straße

ein freundlicher Gruß,

vergessene Zeit

die Mündung zum Fluss.

  

Im Fenster zur Straße

die Einsamkeit wohnt,

verloren im Nichts

vom Miteinander verschont.

  

Im Fenster zur Straße

ein fragender Blick,

am nächsten Tag

kommt da die Jugend zurück?

 

 Im Fenster zur Straße

hier fließt die Zeit,

Stunde um Stunde

zum letzten Geleit.

 

 Im Fenster zur Straße

der Alte – wie heißt er doch gleich,

im Fenster zur Straße

der Alte – bist du es vielleicht.

 

 

 

 

 

 

 

   

Liebe ist nicht nur ein Wort

 

 Liebe ist, das Schönste im Leben.

 

Liebe ist, wie auf Wolken schweben.

 Liebe ist, Frühling zur Winterzeit.

Liebe ist, eine Kostbarkeit.

 

Liebe vermag alles zu heilen,

Liebe heißt immer zu teilen.

Liebe heißt alles zu geben,

Liebe ist der Menschen Segen.

 

Das Offenbaren der Seele,

das Preisgeben der Schwächen,

das Verzeihen der Fehler,

ein tröstendes Lächeln.

 

Niemals, das Gefühl alleine zu sein,

niemals, sich alleine freuen,

niemals, alleine durch die Sonne gehen,

niemals, alleine im Schatten stehen.

 

Drum bleibe bei uns, geh nicht fort,

Liebe ist nicht nur ein Wort.

 

 

 

 

 

  Spiegelbild

 [ `autiŋ ]

  Schau in den Spiegel -

und sag dir, wer du bist. 

Schau in den Spiegel -

und sag dir, wer das ist.

 

 Die Normen durchbrochen

 und Normalität erreicht.

Verständnis, Toleranz, Akzeptanz – vielleicht.

 

 Schau in den Spiegel -

und sag mir, wer ich bin.

 Schau in den Spiegel -

doch sag mir nichts von Sinn.

 

 Das Buch des Lebens

 steht in der Bibliothek der Wahrheit,

das Buch des Lebens,

geschrieben im Spiegel der Klarheit.

 

 Und nun, ein letztes mal

 Schau in den Spiegel -

erkennst du mich.

 

Schau in den Spiegel -

ein Mensch,

wie du und ich.

 

 

Gratwanderung

         

Zwei Welten Memory

Versuch das Bild des Blinden zu verstehn,

lausche den Worten eines Stummen,

erlerne vom Lahmen das Gehen

und das Lied des Tauben zu summen.

  

Ein Pfund Glück im Angebot,

konnte es nicht mehr sein?

Frühstücksei im Abendrot,

verdrehte Welt im Urgestein.

  

Das Erstlingswerk ist zugelassen,

der Samen mit dem Ei sich bindet.

Die nächste Folge nicht verpassen,

die D.N.A. im Leib sich windet.

  

Ein Fehler im Detail versteckt,

eingebaut im Genkomplex,

das Gute so im Keim verreckt,

auf weißer Weste schwarzer Klecks.

  

Nicht nach Norm und DIN erstellt,

ein Fehlprodukt zum Ausverkauf.

Die falsche Matrix ausgewählt,

ein Nacht und Nebel Zieleinlauf.

  

Versuch das Bild des Blinden zu verstehn,

lausche den Worten eines Stummen,

erlerne vom Lahmen das Gehen

und das Lied des Tauben zu summen.

 

Ein Ozean aus Tränen,

ein Canyon voller Leid,

am Rande nur erwähnen:

„zu welchem Schuh passt dieses Kleid.“

 

 

Durstig in der Wüstenwelt,

die Glut verbrennt die Haut,

einen anderen Kanal gewählt:

„mit frischem Quellwasser gebraut.“

 

  

Bombentrichter zerteilt das Land,

das Gotteshaus in Schutt und Asche,

Schulter an Schulter mit dem Rücken zur Wand:

„ist Pfand auf dieser Flasche?“

 

  

Kein Korn, kein Reis im fernen Land,

der Wohlstand hinter Gittern,

leerer Bauch und leere Hand:

„doch nach dem Mahl ein Magenbitter.“

 

  

Jede Sekunde stirbt ein Kind,

der Sensemann ins Fäustchen lacht,

Seelenstau, das Blut gerinnt:

„gibt`s diesmal weiße Weihnacht?“

 

 

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